- – 20. Oktober 2012, Traunkirchen/Oberösterreich
„Musikatelier“ – Qualitätsvolles Singen und Musizieren im Hinblick auf kompetenzorientierten Unterricht.
Mit einem begeisternden Trumpet Voluntary eröffnete die Musik-NMS Timelkam den 35. Bundeskongress für Musikerzieherinnen an Musikhauptschulen und Neuen Musikmittelschulen Österreichs im herrlichen Klostersaal in Traunkirchen am Traunsee, zu dem 135 Musikerzieher/innen aus ganz Österreich angereist waren um sich mit dem Thema „Musikatelier“ – Qualitätsvolles Singen und Musizieren im Hinblick auf kompetenzorientierten Unterrichts auseinander zu setzen. Zahlreiche Ehrengäste aus allen Bereichen der Schulverwaltung waren erschienen, vom BMUKK MR Johannes Baumühlner und Mag. Brigitte Weißengruber, vom LSR für OÖ LSI Mag. Barbara Pitzer und FI Mag. Peter Wiklicky, von der PH OÖ Gottfried Sigl sowie der zuständige BSI Robert Talhammer und Günter Leitner als Sponsor der Raika Region Salzkammergut und vom Vorstand der Musik-VS VD Ferdinand Lachinger, um bei den diversen Grußworten die hohe musikalische Kompetenz der Musikhauptschulen und das überaus große Engagement der Musikerzieherinnen vor allem auch in Richtung Neuen Musikmittelschule in den Mittelpunkt der Betrachtungen zu stellen.
Ein äußerst gelungenes, launiges und herzerfrischendes Künstlergespräch mit dem Oberösterreichischen Chorherrn, Musikkritiker, Domkapellmeister, Organisten und international anerkannten Komponisten Prof. Balduin Sulzer unter der kompetenten Leitung von Kollegin Katharina Zach war der ideale Auftakt für die musikalische Arbeit in den kommenden Tagen, setze doch dieser durch seine Ausführungen und durch seine herzliche Art die Freude am musikalischen Tun in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
Ein ausgezeichnetes Referententeam mit Mag. Thomas Huber (Plenumschor), HD Klaus Duftschmied (Plenumsorchester), Mag. Franz M. Herzog und Mag. Christoph Wigelbeyer (Vokalensembles), Gerold Kislinger und Manfred Schacherl (Instrumentalensembles) Marion Roth und Günter Stieder (Tanz), Gerhard Reiter (Rhythmus) und Dr. Albert Landertinger (Höratelier) konnten den hohen Erwartungen gerecht werden und die musikalischen Qualitätsansprüche auf sehr eindrucksvolle Weise näherbringen, welches durch die exzellenten Darbietungen der Teilnehmer/innen im Rahmen eines Konzertes am Ende des Kongresses besonders unterstrichen wurden.
Mit großer Freude durfte der Bundesvorsitzende der ARGE Erhard Mann den neuen Kompetenzenkatalog der Musikhauptschulen und Neuen Musikmittelschulen Österreichs den Kolleginnen und Kollegen präsentieren. Bereits in Jahren 2006 – 2008 wurde seitens der Steuergruppe an einem umfangreichen Kompendium gearbeitet, welches dann auch als Grundlage für die Überarbeitung diente und sich nun in einer ansprechenden Aufmachung, abgestimmt auf die 8. Schulstufe der Sekundarstufe wunderbar in das musikpädagogische Gesamtkonzept der Fachinspektorinnen für Musikerziehung Österreichs einfügt. Mit Dr. Peter Kostner von der PH Innsbruck, der gemeinsam auf Initiative der Steuergruppe der ARGE mit Erhard Mann, Gerhard Penzinger, Eva Kriso, Gerald Kolm und FI HR Mag. Marieluise Koch an der nun vorliegenden Detailformulierung beteiligt war, hatten wir einen kompetenten Referenten, der mit ansprechenden praktischen Beispielen die fachdidaktischen Überlegungen überzeugend mit einfließen lassen konnte. Unter http://musik-hs-gemeinsamlernen.bmukk.gv.at können Sie den gesamten Inhalt des Kompetenzenkataloges nachlesen.
Das heurige Schuljahr ist sicherlich geprägt vom großen Jubiläum 40 Jahre Musikhauptschulen in Österreich. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für die einzigartige Initiative von meinem Vorgänger HD Wolfgang Stern, der mit viel Hingabe und Enthusiasmus mit den zahlreichen Kolleginnen und Kollegen bundesweit eine Schultyp aufgebaut hat, um den uns viele europäische Länder beneiden.
Ein Festakt am 5. Juni 2013 auf den Kasematten in Graz, eine Festschrift, ein eigens komponierter gemeinsamer Song von Fredi Jirovec, sowie ein Österreichweiter Aktionstag soll öffentlichkeitswirksam diese qualitätsvolle Arbeit an österreichischen Musikhauptschulen und Neuen Musikmittelschulen unterstreichen und hervorheben.
Unsere Bundeskongresse sind die Lebensader, der Puls unserer ARGE: Neben den thematischen Schwerpunkten, vielen praktischen Impulsen aus den diversen Workshops ist vor allem der Gedankenaustausch in den Bundesländern und bundesländerübergreifend ein wesentlicher Bestandteil der kommenden Tage. Aber auch die Vorbereitungen in Richtung Neue Musikmittelschule sind voll im Gange und innovative Ideen aus dem Bereich der Musikpädagogik sollen Impulse für die 96 Standorte in ganz Österreich geben. Bei den jeweiligen Sitzungen des Vorstandes, der Steuerungs- und Qualitätssicherungsgruppe sowie bei den neun Bundesländersitzungen wurden alle aktuellen gemeinsame Aktionen sowie die Themen und Vorgangsweisen für die kommenden zwei Jahre abgeglichen.
Eine Veranstaltung in dieser Dimension wäre nicht möglich ohne die fast zweijährige Vorbereitung der Landesgruppe. An dieser Stelle daher ganz herzlichen Dank an den Landesvertreter von OÖ Gerhard Penzinger mit seinem Team Katharina Zach, Maria Mayr, Bernhard Eppacher, Gerald Kislinger, Jürgen Horschitz, Johann Doppler, Rupert Schusterbauer und Gottfried Sigl von der PH OÖ sowohl vor als auch während des Kongresses wirklich professionelle Arbeit geleistet hat. Einmal mehr konnte man spüren wie sich die ausgezeichnete Teamarbeit in einer Landesgruppe, alles sind natürlich ehrenamtliche Tätigkeiten, positiv auf das Gelingen einer Großveranstaltung auswirkt.
Dabei kamen in diesen Tagen auch Kunst und Kultur vor Ort nicht zu kurz. Die Fahrt in einer bezaubernden Herbstlandschaft hinüber in das schmucke Städtchen Gmunden mit den Führungen durch die Altstadt und durch die Werkstätte der Gmunden Keramik wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Aber auch das exzellente Vokalensemble Voices unter Der Leitung von Domkapellmeister Mag. Josef Habringer konnte anlässlich des Empfanges des Landes OÖ konnte mit ihren musikalischen Leckerbissen die Musikerzieher/innen aus ganz Österreich wahrlich begeistern.
Wir danken auch an dieser Stelle herzlich dem BMUKK mit MR Dr. Helmut Bachmann und MR Johannes Baumühlner, dem Stimmbogen Österreich mit Mag. Brigitte Weißengruber, der AGMÖ mit dem ganzen Vorstand, der Raika Region Salzkammergut für die finanzielle und ideelle Unterstützung sowie den Hotels Post und Traunsee für die ausgezeichnete Verpflegung, man konnte die zwei Hauben, die in diesen Tagen dem Küchenteam zuteilwurde förmlich herausschmecken. Herzliche Gratulation, wir haben uns rundum in Traunkirchen sehr wohlgefühlt und ich meine, dass dieser Bundeskongress mit allen Sinnen ausstrahlt auf die Arbeit der Musikerzieher/innen in ganz Österreich.
Ein brennendes Thema der kommenden Jahre wird die Lehrerausbildung neu sein, denn diese Neuausrichtung birgt gerade für unsere Schwerpunktschulen Chancen, aber auch die Herausforderung, dass alle jene Bereiche im Fächerkanon der Neuen Musikmittelschulen, vor allem auch das praktische Musizieren am Instrument und in den diversen Ensembles, in einem ausreichenden Maße von Wochenstunden abgedeckt ist. Ganz wesentlich erscheint uns dabei auch die Durchlässigkeit eines künftigen Ausbildungssytems verbunden mit einer akademischen Ausbildung für alle Lehrerinnen mit der Zielvorgabe für ein lebenslanges Lernen zu sein. Erst damit ist eine Fortführung der Qualitätsarbeit an Neuen Musikmittelschulen garantiert, ein Positionspapier haben wir im letzten Schuljahr bereits an das BMUKK übermittelt.
Rektor DDr. Erwin Rauscher von der PH NÖ, der ja viele Jahre in OÖ wirkte, hat uns mit seinen zündenden Eröffnungsreden bei den letzten drei großen Bundesveranstaltungen begleitet. Es ist uns eine Ehre, dass wir auch in seinem neuen Buch, welches vor kurzem im Residenzverlag erschienen ist, mit dem Kapitel „Vom Barock bis zum Beatboxing“ – ein Plädoyer für den Musikunterricht von heute – inhaltlich zitiert werden. Nochmals ein Auszug aus seiner Eröffnungsrede vom 16. Oktober 2010
Musikalische Bildung verändert den Menschen
„Dass Musik unverzichtbar zur Bildung gehört, braucht nicht nur seine Fundierung in der platonischen Trias vom Schönen, Wahren und Guten, sondern dialogische Argumente im gesellschaftlichen Diskurs. Schulung des Gehörs findet nicht im Supermarkt statt und kann von musikalischen Randstunden nicht leben. Wer aber nicht hören kann, wird auch nicht fühlen. Doch wer, wenn nicht die Schule, ersetzt Beliebigkeit und Zufälligkeit durch Kompetenz? Es kann gefährlich sein, sich nur mehr jene Bildungshäppchen zu grapschen, die man gerade zufällig mag – denn die Wahl verändert den Menschen: Der Geschmack an Johann Sebastians Fugen kommt doch nicht von selbst – man muss viel und Vieles gesehen und gehört haben, um Geschmack daran zu finden. Wie kreischend klingt der erste Geigenton, doch welch lebenslanger Begleiter ist das Instrument, das man beherrscht. Musikalisches Wissen und Können ist keine pädagogische Schlüsselqualifikation, doch eine biographische Schlüsselkompetenz, welche die Sichtweisen des Lebens beeinflusst. Wer in musikalischen Anschauungen lebt und denkt, bewegt sich in einer Symbolwelt, aus deren tiefem Grund die reale erst fasslich wird!“
Die Entwicklung in Richtung Neuer Musikmittelschule wird an vielen Standorten Österreichs aktiv mitgestaltet, die diversen Erfahrungswerte und innovativen Lösungsansätze mit neuen Lernformen rege ausgetauscht. So sehen wir einer flächendeckenden Umstellung bis zum Schuljahr 2015/16 sehr positiv entgegen. Der Weiterentwicklung der Musikhauptschulen als Kulturträger im öffentlichen Raum steht demnach nichts im Wege.
Erhard Mann,
Bundesvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Musikerzieher/innen
an Musikhauptschulen & Neuen Musikmittelschulen in Österreich